Volkhard Precht, geboren 1930, gehört zu den Pionieren des Studioglas in Europa. Nach einer Ausbildung zum Lampenglasbläser und der Mitarbeit in den Werkstätten seines Vaters Ernst, sah er bestimmte Grenzen der Lampenglastechnik und traf eine mutige Entscheidung.
Seine künstlerische Arbeit zu der Zeit beschäftigte sich mit Vollglasplastiken die, vor der Lampe gefertigt, zu groß zum Erhitzen, Bearbeiten und zum Kühlen geworden waren. Die sinnfällige Alternative am alten Hüttenstandort Lauscha war das Hüttenglas. Große gasbefeuerte Unteröfen befanden sich im Untergeschoß der Glashütten, die Tiegelöfen mit ihren vier, sechs oder acht offenen Arbeitsöffnungen befanden sich eine Etage darüber. Ein hektisches Treiben aus Röhren- und Stäbezieher sowie Kölbelmachern, Einbläsern und Einträgern die mit der Produktion von kunsthandwerklichen Serienprodukten beschäftigt waren, ließ an eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Glas kaum denken.
Prechts Vision war ein eigener Schmelzofen in der heimischen Werkstatt. Mit nützlichen Tipps von Glasmachern aus der Region ausgestattet, baute er 1963 den ersten Ofen im Keller seines Geburtshauses auf dem ‚Schlossershügel‘, dem heutigen Steinheider Weg.
Abgeschottet durch den ‚Eisernen Vorhang‘, ohne Kenntnis über die Entwicklungen in den USA, entstand so bereits ein Jahr nach dem ‚Toledo workshop‘ (bei dem sich Littleton und Labino kennenlernten) 1963 die erste Studioglashütte in Europa.
Erwin Eisch, den Littleton 1962 in Zwiesel kennenlernte, baute 1965 seinen Studioglasofen im Untergeschoß der Glashütte der Familie Eisch. Viele weitere folgten weltweit in den nächsten Jahren und gaben den Startschuss für die Entwicklung einer freien, künstlerischen Auseinandersetzung mit einem der industriell und kulturell bedeutendsten Werkstoffe der Menschheitsgeschichte.
Walter und Susanne Precht